Ein heikles Thema, um so mehr hat mich eine Aussage sehr betroffen gemacht das sexueller Missbrauch in der medizinischen, psychologischen, pädagogischen und theologischen Ausbildung nicht zwingend behandelt wird. Ich denke es ist wichtig sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Oft werden die Folgen, die auch noch nach Jahrzehnten eine Missbrauchte verfolgen, seien es Alpträume, Mager- oder Fettsucht, Selbstverletzung, Beziehungsschwierigkeiten. Oft werden sie gar nicht mehr mit dem Missbrauch in Verbindung gebracht. Der Missbrauch setzt die Überlebenden ins Abseits. Sie fühlen sich oft abnormal oder als Außenseiter. Mit den Gedanken und Empfindungen allein auf der Welt. Wo sind Menschen, die sich Zeit für sie nehmen
Jeder der Betroffenen empfindet den Schmerz den sie erlitten hat anders und verhalten sich auch anders. Dies geschieht, weil jede Person einzigartig ist mit der Familie, Erziehung und dem sozialen Umfeld. Egal, wie lange und wie oft eine solche Tat gegangen wurde. Die Tat allein hat das Leben der Überlebende stark verändert. Die Überlebende reagieren auf ein Gesicht, Berührungen oder ein Wort. Sie haben Angst und doch wissen sie nicht warum. Der Körper reagiert ohne Ursache. Es wird verdrängt, weil sie als es geschehen ist schweigen musste, bedroht wurde. Doch es ist wichtig zu reden und das Schweigen zu brechen. Der Weg der Heilung ist nicht einfach und ein langer Prozess.
Von Missbrauch spricht man im engeren Sinn, wenn ein Stärkerer eine sexuelle Beziehung erzwingt, egal in welchen Verhältnis man zum Täter steht. Im weiteren Sinn ist jeder Kontakt oder jede Aktion (visuell, verbal, psychologisch) zwischen einem Kind / Heranwachsenden und einem Erwachsenen.
Viele Frauen haben Krankheiten, die oft nicht in Verbindung mit dem Missbrauch gebracht werden aber nach Aufarbeitung der Tat nicht mehr vorhanden sind. Der Missbrauch durchdingt alle Bereiche des Lebens, die Gefühle, die Beziehungen, die Sexualität, das Arbeiten und auch die geistliche Gesundheit. Was alles zusammenhängt merkt man oft später, wenn Heilung geschehen ist. Manche Faktoren haben aber auch andere Gründe, deshalb ist es wichtig nicht alle körperlichen Probleme auf den Missbrauch zu schieben, sondern es von einem Arzt untersuchen zu lassen. Mit dem Missbrauch wurde nicht nur der Körper zerstört, sondern auch die Grenze "Nein" zu sagen. Dies muss dann oft neu und hart eingeübt werden, die eigenen Grenzen zu wahren und zu schützen.
Es ist eine Auflistung, die noch weiter erweitert werden kann.
Die Person, die den Missbrauch erlebt haben waren Opfer, sind es aber nicht mehr, denn sie haben überlebt, zwar mit vielen Narben und Problemen, doch sie haben überlebt.
Es gibt auch verschiedene Reaktionen auf den sexuellen Missbrauch, die immer wieder bei Überlebenden auftreten.
Viele haben gelernt die Schmerzen nicht mehr zu fühlen, die Gefühle wurde abgeblockt oder sogar sich vom Körper abgespaltet, um nichts mehr zu spüren.
Verschiedene Verhaltensmuster die eingegangen werden:
(aus: Trotz allem)Es ist schwer solche Schutzverhalten abzulegen. Doch schon das Bewusstwerden der Tat ist ein großer Schritt.
Es ist ein Prozess, der lange dauert und auch Zeiten des Rückfalls beinhaltet. Ein Kampf der viel Kostet und einen manchmal zur Verzweiflung bringt, vor allem wenn man den Eindruck hat auf der Stelle zu stehen. Doch es wird eine Veränderung gehen. Es ist im Kampf sehr hilfreich, wenn man nicht ganz alleine dasteht, sondern Menschen um sich hat die zuhören, auch wenn man darüber schon das hundertste Mal erzählt oder auch schweigt. Der eigentliche Gegner bei der ganzen Aufarbeitung ist man selber.
Das Ausmaß des Vergessens ist bei jedem anders. Das Auftauchen der Erinnerungen so unterschiedlich. Bei einem tauchen Erinnerungsfetzen auf, die nicht zuordenbar sind. Berührungen, Gerüche oder Geräusche lösen eine Reaktion oder Erinnerungen aus uvm. Das Aufschreiben der Erinnerungen kann helfen, damit besser umgehen zu können. Viele Frauen können nicht glauben, dass es Wirklichkeit ist und fragen nur warum. Sie leugnen es, um mit dem Schmerz der seelischen Erschütterung fertig zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Überlebende die Geschwindigkeit bestimmt, in der sie an die Erinnerung herangeht.
Aussprechen der Tat ist wichtig, hier bei kann es geschehen, dass einer nicht mehr darüber schweigen kann und nur noch reden möchte andere müssen sich jedes Wort erkämpfen, weil ein Schweigegebot die Worte zurückhalten möchte. Es bedarf viel Geduld und Zeit beim zuhören. Doch es muss ausgesprochen werden. Wenn Worte nicht möglich sind kommt es auf andere und vielleicht unangenehme Weise an Licht, wie durch Selbstverletzung, Essprobleme u.a. Das Reden bewirkt eine Realisierung und eine Distanzierung von dem Erlebten. Die Schmerzen und Gefühle beim Reden können sehr unterschiedlich sein. Es ist wichtig diese Empfindungen zu zulassen, nicht wieder zu verdrängen. Die Überlebende muss das Tempo des Erzählens vorgeben. Das Ausdrucken der Tat muss nicht immer mit Worten geschehen.
Möglichkeiten es Auszudrücken:
Oft wird die Schuld dem Opfer aufgebürdet. Die Schuldgefühle werden vom Täter oft als Druckmittel verwendet. Besonders schwer wird es für die Überlebende, wenn sie wagen zu reden und es trifft das zu, was der Täter vorhergesagt hat. Oft nehmen die Kinder lieber die Schuld auf sich um die Familie beisammen zu halten. Das Kind ist nicht schuld, es hat weder das Wissen, die Geschicklichkeit noch die Kraft sich zu verteidigen.
Gefühle sind normal. Man hat immer Gefühle, ob ich sie bewusst wahrnehme oder sie verdrängt habe. Doch man ist nicht immer in der Lage die Gefühle zu erkennen und zu verstehen. Sie wirken fremd, unheimlich, auch weil man sie nicht benennen kann. Jeder fühlt auf unterschiedliche Weise und Intensität. Wenn Überlebende es gewohnt sind die Gefühle zu verstecken, werden diese, wenn sie aufkommen schwer zu verstehen sein und weh tun und dadurch schnell wieder verdrängt. Es ist nicht leicht mit den Gefühlen umzugehen. Vielleicht sind sie am Anfang zu aufbrausend, ungehalten und heftig, aber auch so heftige und unkontrollierte Gefühle sollen zugelassen werden. Mit der Zeit und dem Verstehen gelange sie in gute Bahnen. Wenn intensive Gefühle auf sicherer und sinnvoller Weise ausgedrückt werden sinkt die Wahrscheinlichkeit dass die Gefühle explodieren.
Es gibt viel worüber getrauert werden kann, der Verlust der Gefühle, Verletzungen, die Zeit und das Geld das verloren wurde und aufgebraucht wurde um heil zu werden, Trauer über Beziehungen die zerbrochen sind. Es ist wichtig Weinen zu können über das was geschehen ist. Trauer ist nicht einfach. Die Zeit ist wichtig, die ich dafür aufbringen. Es nicht wieder neu zu unterdrücken.
Auch das ist eine angemessene Reaktion auf diesen gewalttätigen Übergriff. Unterdrückter Zorn wirkt oft selbstzerstörend auf die Überlebende.
Die Angst ist da, oft unbegreiflich, doch es hilft, wenn ich anfange sie mit Namen zu nennen. Diese Angst darf mich nicht aufhalten an die Aufarbeitung zu gehen. Die Angst wird einen immer wieder packen. Ein wirksames Mittel gegen Angst ist die Entspannung.
Vergeben ist das Aufhören einen Missetäter ärgerlich zu sein, den Anspruch auf Entschädigung aufgeben, loslassen, freigeben. Das Geschehen darf mich nicht mehr beherrschen. Die Überlebende kann die Vergebung überhaupt erst am Ende eines langen Prozesses der Hilfe, Unterstützung und Aufarbeitung angehen. Die Vergebung ist nicht für den Täter, sondern viel mehr für die Überlebende wichtig. Das selber frei werden. Die Vergebung darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sie kann nur geschehen in der Kraft Gottes. Er kann helfen diese Tat zu vergeben, sich von dem Täter innerlich zu trennen.
Es ist nicht gut, die Aufarbeitung ruhen zu lassen, wenn auch in manchen Situationen eine Pause angebracht ist. Ein langer Prozess, es kann Jahre dauern. Eine lange Zeit, was für alle einen langen Atem erfordert. Die Identifikation mit dem Missbrauch und dessen Folgen wird mit der Zeit schwächer und die Überlebende bekommt die Freiheit, ein neues und befreites Verhältnis zu sich selber und dem anderen zu bekommen und es auch genießen zu können.
Dieses ist bei Überlebenden ein wichtiges Thema. Oft wurde sie abgewertet und die Überlebende zweifelt an sich. Durch die Tat wurde sie gebrochen und oft die Bestätigung verweigert, dass man wertvoll ist. Auch durch die Tatsache, dass man missbraucht wurde, wurde gezeigt, wie machtlos, allein, nicht wert beschützt oder geliebt zu werden man ist. Die Überlebende müssen lernen, dass sie ein wunderbares menschliches Wesen sind, die es wert sind sich selbst zu lieben und die von Gott geliebt und wertvoll sind.
Die Beziehung zum Körper hat durch den Missbrauch gelitten. Das im Körper nicht mehr zu Hause zu sein ist oft der Fall und ihn dann zu lieben ist eine schwere Aufgabe. Deshalb ist es wichtig für die Heilung den Körper kennen und Lieben zu lernen. Dabei kann der Blick in den Spiegel helfen (was nicht immer leicht ist), die Pflege des Körpers. Wichtig ist, dass man wieder im Körper bleibt. Die Überlebenden haben gelernt sich von ihrem Körper abzuspalten und an einen sicheren Ort zu fliehen um nichts mehr zu spüren. Um Kontakt mit der Umgebung wieder zu bekommen kann es auch helfen immer wieder bewusst barfuss zu gehen.
Eine große Verletzung ist geschehen, es braucht Zeit, so wie auch äußerliche Wunden Zeit brauchen zu heilen. Doch Heilung ist möglich.
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